Verlobungsbericht von Mario

 

 

Wenn man in einer Beziehung lebt, merkt man relativ schnell, ob es der Mensch ist, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte. So war es auch bei Nicole und mir. Wir wussten schon lange, dass wir zusammen gehören. Nur mit diesem Bewusstsein zu leben ist etwas wenig, irgendwann sollte man auch Taten folgen lassen.

 
         
 

Eines war mir schon immer klar, wenn Nicole und ich einmal heiraten würden, wäre es meine Aufgabe, um ihre Hand anzuhalten. Ich musste mir also etwas einfallen lassen. Es war eine Frage den richtigen Zeitpunkt und Ort zu finden. Ich war etwas hin und her gerissen zwischen "Ich frage wenn ich mit meinem Studium fertig bin und einen Job habe" und "Liebe hat nichts mit Geld oder Status zu tun, wenn man glaub bereit zu sein, dann soll man diesen Schritt wagen". An Sylvester 2000/2001  entschloss ich mich für die zweite Variante und wollte Nicole bald fragen.

Na ja, es dauerte dann doch noch bis in den Sommer, um Mut zu fassen, diesen Entschluss auch mit Leben zu füllen. Ich bin die Sache mit Ruhe angegangen damit auch alles funktionierte.

Als erstes musste ich feststellen, ob Nicole mich auch wirklich heiraten würde. Ich verwickelte sie im Laufe der Monate immer wieder in kleinere unverdächtige Gespräche über uns und über das Heiraten. Ich stellte mit Erleichterung fest, dass sie bereit war mich zu heiraten, es aber nicht unbedingt übers Knie brechen wollte. Sie stellte sich eine Hochzeit eher nach meinem Studium vor und machte sich aktuell kaum Gedanken darum.

 
     
 

Die zweitwichtigste Sache war die Auswahl der Ringe, also verwickelte ich Nicole erneut in Gespräche, dieses Mal über Schmuck und Ringe. Wenn wir an Schaufenstern von Juwelieren vorbei gingen, schaute ich mir erst unverdächtig die Uhren an, um Sie dann auf die Ringe hinzuweisen. Ich stellte fest, dass sie eher auf etwas dezentere Stück stand, aber einen kleinen Stein nicht verachten würde, Zitat: "In einen Hochzeitsring gehört ein kleiner Diamant." Mit diesem Wissen ging ich zu einem Juwelier in Gerresheim und ließ mir seine Ringe zeigen. Und da war er, der Ring der perfekt zu Nicole passen würde. Er war relativ schmal mit einem kleinen Stein und dezenten Verzierungen. Ohne weiter zu suchen kaufte ich diesen Ring mit einem passenden Gegenstück, etwas breiter dafür ohne Stein, für mich.

 

 
         
 

Jetzt wusste ich, dass Nicole bereit war mich zu heiraten und die Ringe hatte ich auch schon. Nur wann und wie ich sie fragen würde war noch nicht ganz klar. Als passender Termin fiel mir Sylvester bzw. Neujahr ein. Das ist der Tag, an dem wir zusammen gekommen sind und unseren Jahrestag feiern.

Bei genauerer Überlegung gab es nur einen Ort, der perfekt und unausweichlich war.  Es gibt eine Stadt, in der Nicole mir ihr Herz geschenkt hat, in Prag. Nur wie sollte ich sie möglichst ohne das sie verdacht schöpft dorthin locken? Ich frage mal wieder ganz nebenläufig was wir Sylvester machen sollten und ob sie sich es sich vorstellen könnte mal in Prag zu feiern. Als ich dann in ihrer leuchtenden Augen sah, war mir klar, ich hatte meinen perfekten Ort. Weinig später hatten wir einen Flug und ein nettes Hotel in der Nähe des Wenzelplatzes in Prag gebucht.

 
     
 

 

Es kam der 28.12.2001, ein Tag vor unserem Flug ins Glück. Vorher wollte ich ganz offiziell Nicoles Eltern um die Hand Ihrer Tochter bitten. Ich kaufte morgens einen Strauß Blumen und eine Flasche Champagner, die ich in meinem Auto versteckte. Abends ging ich unter irgendeinem Vorwand noch mal raus. Auf dem Weg zu Nicoles Eltern rief ich vorsichtshalber dort an, um mich zu vergewissern das beide da sind. Ich hatte Glück, beide waren zuhause. Sie schauten ziemlich verdutzt aus der Wäsche als ich mit Blumen und einer Flasche edlem Sekt in ihre Wohnung kam. Noch erstaunter waren sie als ich dann anfing um die Hand ihrer Tochter zu bitten. Das ganze entlud sich in großer Freude und Drücken als ich fertig war. Mit anderen Worten, sie gaben mir Ihren Segen. Wir stießen noch mit dem Schaumwein an und dann musste ich schon wieder fahren, damit Nicole nichts merkte.

 
         
 

Am nächsten Morgen bestiegen Nicole und ich das Flugzeug und verabschiedeten uns Richtung Prag. Dort angekommen verbrachten wir ein paar Tage in unserer geliebten Stadt und bestellten für den Sylvesterabend ein Menü in einem kleinen Restaurant unterhalb der Karlsbrücke.

Der 31.12.2001 kam und es wurde ernst. Es war ein eiskalter Tag und Prag war schneebedeckt. Ich war ziemlich aufgeregt durfte mir aber nichts anmerken lassen. Morgens spazierten wir ein wenig durch die Gassen Prags. Nachmittags wollten wir uns noch etwas ausruhen, um fit für die Nacht zu sein. Im Hotelzimmer angekommen tat ich so, als ob ich noch Zigaretten kaufen wollte und ging unter diesem Vorwand noch mal raus. In Wirklichkeit wollte ich eine Rose kaufen. Diese konnte ich dann gerade noch rechtzeitig im Kleiderschrank vor Nicoles neugierigen Blicken verstecken.

Nach unserer Mittagsruhe, die bis in den frühen Abend ging, machten wir uns für die Sylvesternacht fertig.

Nachdem wir ein einfaches, aber wunderbares tschechisches Menü über mehrere Gänge serviert bekommen hatten, machten wir uns auf, draußen auf das neue Jahr und unseren Jahrestag anzustoßen. Da die Karlsbrücke voll mit Menschen war und es einige Leute gab, die es lustig fanden Knaller in die Menschenmenge zu werfen, entschlossen wir uns in einen kleinen Park neben die Brücke zu gehen und von dort aus auf die Altstadt und die Moldau zu schauen. Das war ein guter Entschluss, obwohl wir im Herzen von Prag waren, war dieser Platz nur schwach besucht und wir konnten von Knallern verschont das Feuerwerk genießen und unsere Wunderkerzen anmachen. Wir stießen in Ruhe auf uns und das neue Jahr an. Aber da war ja noch was anderes, ich hatte zwei Ringe in der Jackentasche. Als ich glaubte der richtige Moment sei gekommen und ich gerade anfangen wollte, sagte mir Nicole wie kalt es ihr wäre und das sie gerne wieder ins Lokal gehen wollte. Was sollte ich da sagen, wir gingen zurück und tranken einen heißen Tee.

Ungefähr ein halbe Stunde später konnte ich Nicole überzeugen mit in den kleinen Park zurück zu gehen. Was dann folgte kann ich kaum noch rekonstruieren. Ich weiß nur noch, dass ich vor Nicole auf die Knie gegangen bin, um Ihre Hand angehalten und die Ringe überreicht habe. Von da an schluchzte Nicole nur noch vor Glück und brachte nur mit großer Mühe ein klares "Ja " hervor. Sie war vollkommen überrascht und vor lauter Glück überwältigt. Auf dem Weg zurück zum Hotel wollte sie mich nicht mehr loslassen und klammerte sich fest an mich. Auch ihren Handschuh wollte sie nicht mehr anziehen, damit sie immer auf den Ring schauen konnte. Im Hotel angekommen überreichte ich ihr die versteckte Rose um dem Abend noch abzurunden. Unsere Eltern waren begeistert, auch wenn meine erst nicht richtig verstanden haben was ich ihnen erzählt habe, sie waren schließlich auch nicht vorgewarnt worden.

Wir haben unsere Verlobung dann noch in der gleichen Nacht per SMS an unsere Freunde bekannt gegeben, was wohl auf zahlreichen Sylvesterpartys zum Gesprächsthema Nummer eins geworden ist, schließlich waren wir seit langem die ersten, die sich dieses getraut haben. Die Reaktionen und Glückwünsche kann man auf der Hochzeitsseite nachlesen.

Am nächsten Tag, bzw. am gleichen, dem 01.01.2002 mussten wir leider Prag schon wieder verlassen. Am Düsseldorfer Flughafen wurden wir von Nicoles Eltern mit Rosen abgeholt und herzlich empfangen. Natürlich gab es einiges auf der Heimfahrt zu besprechen. Zu hause angekommen begrüßten uns meine Eltern ebenso fröhlich.

Wir haben uns zwar kurz später entschlossen erst eineinhalb Jahre nach der Verlobung zu heiraten, trotzdem sind wir eigentlich schon die ganze Zeit in Hochzeitsvorbereitungen.

 
     
 

So hat Nicole alles erlebt ...